Meine Arbeitsgruppe hier an der Uni ging aus einigen Drittmittelprojekten hervor. Irgendwann wurden die Ergebnisse der Arbeiten auch für die Uni selbst interessant, die dann eine Entwicklung weiterfinanzierte. Unsere Verträge wurde immer von Jahr zu Jahr (meist im letzten Moment) verlängert.
Nun wurde das neue tubIT – Rechenzentrum aus den zwei Rechenzentren der TU Berlin zusammengeführt. Unser neuer Leiter versprach bezüglich der Stellen bis Mitte 2007 endlich Sicherheit zu verschaffen.
Gestern war es so weit. Das Ergebnis: Vier Dauerstellen für sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nun hatte ich ernsthaft in Erwägung gezogen, den Arbeitgeber zu wechseln. Aber eine Arbeit, die dank der neuen Strukturen und Leitungen tatsächlich Früchte trägt, sehr flexible Arbeitszeiten, fast 60 Tage Urlaub, die Möglichkeit, meine zwei Monate Elternzeit für meinen Sohn zu nehmen und eine Bezahlung, die mein Vater gerne “staatlich geregelte Armut” nennt, brachten mich mich neben der Aussicht vielleicht doch noch meine Promotion fertig schreiben zu können dann dazu, doch gerne hier zu bleiben.
Für mich erfüllte sich der Wunsch. Für drei meiner Kolleginnen und Kollegen nicht. Diese sind jetzt noch sechs Monate hier angestellt und wissen, dass sie keine Verlängerung bekommen werden. Unser Leiter bezeichnete die Benachrichtigung zum jetzigen Zeitpunkt als strategisch schwachsinnig, weil klar ist, dass von diesen Leuten jetzt nichts gutes mehr zu erwarten ist – aber das ist der Preis der Fairness.
Wir Vier dürfen nun für Sieben arbeiten. Irgendetwas bleibt dabei sicher auf der Strecke. Was, werden wir noch sehen.
Da bleiben einem die Glückwünsche irgendwie so ein wenig im Hals stecken. Schön, daß Dein Job nun also ein fester ist. Weniger schön, um welchen Preis – und dann noch die bange Frage: was denn das für Job ist und werden wird…
Oh.
:-(
So ist das nun mal mit Arbeitsverträgen, die ein definiertes Vertragsende haben – die enden definitiv.
Dafür sind die Verträge ja gedacht. Sollte einem klar sein, wenn man seine Unterschrift drunter setzt.
Dass die Kollegen nun keine Arbeitsmotivation mehr haben, finde ich ziemlich fett. Das ist doch ein Grund, das Arbeitsverhältnis (nach entsprechender Verwarnung) sofort zu beenden. Mitleid mit den Angestellten finde ich da völlig unangebracht. Mitleid und Unterstützung wäre bei den Kollegen angebracht, die jetzt für die anderen mehr arbeiten müssen. Mitleid könnte man auch mit dem Chef haben, weil er sein ohnehin zu knappes Budget sicherlich produktiver einsetzen möchte, als fürs Däumchendrehen einiger Mitarbeiter. Wenn er schlecht wirtschaftet, gehts der ganzen Einrichtung schlechter und das gefährdet weitere Arbeitsplätze.
Konsequent den Arbeitsvertrag erfüllen! Wenn Arbeit, dann auch Geld, sonst nicht. Am besten die Kollegen noch auf Schadensersatz verklagen, wenn die Projektergebnisse grob fahrlässig gefährden! Auch Studenten kann man ins reale Leben schupsen …
Ich frage mich gerade, ob der letzte Beitrag Satire sein soll.
Ich frage mich, ob es der richtige Zeitpunkt ist, die Kommentare für diesen Beitrag zu schließen.
Feststellen möchte ich an dieser Stelle: Die Kollegen versuchen hier alle nach Kräften gute Arbeit zu leisten. Die Bemerkung bezügl. Motivation ist der Versuch, sich in die Kollegen hereinzuversetzen. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie in irgendeiner Weise schlechtere Arbeit leisten, als vorher.
Ferner ist die Leistung anzuerkennen, die vier Stellen zu sichern. Eigentlich sollten schon lange alle sieben Stellen auslaufen. Insofern ist es auch von dieser Seite aus eine sehr gute Arbeit, die Verträge zu ermöglichen.
In den ersten Gesprächen nach Bekanntgabe der Entscheidung wurde ferner ein Weg gezeigt, wie die Arbeiten auf weit mehr Schultern verteilt werden können.
Zum letzten Satz: wirklich auf “weit mehr”? Oder doch eher auf weit weniger?
Arbeit verteilen auf viele Schultern = weniger Mehraufwand für die Einzelnen
Ja, so ist das gedacht. Und das scheint auch zu klappen.
Hm. Dann muss ich das wohl anders verstanden haben.
Als Du geschrieben hast “klar ist, dass von diesen Leuten jetzt nichts gutes mehr zu erwarten ist … Wir Vier dürfen nun für Sieben arbeiten”, hab ich vor meinem geistigen Auge zwei Teams gesehen. Das eine Team schuftet und das andere dreht absichtlich Däumchen.
Naja ist wohl doch nicht so …
Lars, das war mehr eine Befürchtung von meiner Seite. In der Realität hat sich das alles als sehr unproblematisch dargestellt. Auch ist das Team wie gesagt viel größer. Einzig wissen wir nicht genau, welcher Kollege ggf. wann den Arbeitgeber wechselt, so dass wir auf einen ordentlichen Übergang jetzt praktisch jeden Monat vorbereitet sein müssen.