Beworben wird das HomeMatic-System gerne im Zusammenhang mit Heizungssteuerung und bis zu 30% Energieeinsparung. Wie diese erreicht werden können, ist mir nicht klar (BTW: zu viert verbrauchen wir auch z.B. weniger Strom als der durchschnittliche Zweipersonenhaushalt in Deutschland). Wie hoch meine Heizkosten sein müssen, damit die 30% irgendwann die Anschaffungskosten kompensieren will ich mir gar nicht ausmalen. Ich bin aus anderen Gründen zum HomeMatiker geworden.
Tatsächlich war unser erstes Projekt ein Heizungsprojekt. Allerdings ging es nicht darum Heizkosten zu sparen, sondern einen Designfehler zu beheben, den unsere Installation zu Hause hatte und dabei gleich noch das Problem zu lösen, dass dazu führte, dass es im Wohnzimmer immer zu warm und in den Kinderzimmern immer zu kalt war, unsere Heizungen dazu neigten zu pfeifen (anscheinende verkalkte Ventile) und dass es allzuoft an Weitsicht und Disziplin mangelte, so dass es zum Schlafen zu warm oder zum Aufstehen zu kalt und überhaupt vor allem in den Räumen immer gerade richtig warm ist, wo sich gerade keiner aufhält. Bis auf die Katzen vielleicht, die dahin gehen, wo es warm ist im Winter und nicht wo der Fernseher steht.
Voraussetzungen
Und so sah unsere Ausgangssituation aus:
Im Wohnzimmer befand sich ein Wandthermostat, auf dem man über die Woche jeweils warme und kühlere Zeiten einstellen konnte sowie die Schwellwerte für die beiden Temperaturen (Tag und Nacht). Bei Unterschreiten einer Temperatur schließt das Gerät einen Schalter und aktiviert damit die Gastherme, die dann wärme liefert.
An den Heizungen waren jeweils Thermostatventilregler, die man wärmer und kälter stellen kann. Diese schließen langsam das Ventil, wenn die Solltemperatur erreicht ist. Alles rein mechanisch.
Weder haben die Heizungsregler einen Einfluss auf den Wandthermostaten noch umgekehrt. So war es z.B. egal, dass es im Kinderzimmer richtig kalt geworden war und dort das Ventil auch voll aufgedreht war. Im Wohnzimmer war einfach der Schwellwert nicht erreicht und damit lieferte die Therme keine Wärme.
Andersrum konnte man im Wohnzimmer die Heizungsthermostaten so niedrig einstellen, dass die Solltemperatur des Wandthermostaten nie erreicht war und die Therme permanent Wärme lieferte, die einfach nicht abgenommen wurde.
Die Wohnungssituation
Wir wohnen zu viert in einer Maisonettewohnung. Oben befindet sich das Schlaf- und Arbeitszimmer. Unten die Kinderzimmer und das Wohnzimmer. Arbeits- und Schlafzimmer sind nicht durch Türen getrennt.
- In den Kinderzimmern wird oft auch auf dem Boden gespielt, wo es tendenziell kühler ist, als auf 1,50 bis 1,80m Höhe im Raum.
- Zu bestimmten Zeiten versammelt sich alles im Wohnzimmer (Spielen, Hausaufgaben, Fernsehen, Essen).
- Im Schlafzimmer kann es eigentlich immer relativ kühl bleiben mit Ausnahme zum Aufstehen und wenn im Arbeitszimmer gearbeitet wird.
Ziele
Folgende Ziele ergaben sich aus der Ausgangs- und Wohnungssituation:
- Die Temperatur soll sich über die Woche mindestens in den vier Räumen unabhängig voneinander regeln lassen.
- Gewünscht ist eine Zeitregelung, die man bequem am Computer einstellen kann, weil es sich schnell auch mal ändern kann (Stichwort: Stundenplan, Sportverein, etc.).
- Neben dem Programm sollen auf Tastendruck leicht Ausnahmen einzustellen sein. Wird die Änderung vergessen, soll automatisch zum Programm zurückgeschaltet werden.
- Egal welcher Raum die Soll-Temperatur unterschreitet: Die Therme soll Wärme liefern, wenn irgendwo Wärme gebraucht wird.
- Nebenbedingung: Die Ventile sollen nicht mehr pfeifen.
Die Startkonfiguration
Nachdem ich diverse Heizungsfirmen angeschrieben und eine Weile im Internet recherchiert hatte, fand ich auf den ersten Blick nur die HomeMatic-Lösung, die die Einzelteile enthielt, die ich mir zur Lösung vorstellte. Die Firmen hatten alle irgendwie nie geantwortet. Vielleicht wär alles noch „viel besser“ gegangen. Hier aber nun meine Lösung:
Kinderzimmer
Beide Kinderzimmer wurden mit jeweils einem Heizungsthermostaten ausgestattet.
Schlafzimmer
Das Schlafzimmer besitzt drei Heizungen, die jeweils mit einem Thermostaten ausgestattet wurde. Die Temperatur wird über einen Raumthermostaten an zentraler Stelle gemessen und programmiert.
Wohnzimmer
Im Wohnzimmer beschränkte ich mich auf einen Raumthermostaten sowie die Unterbringung des Schaltaktors, weil hier nun einmal die Kabel zur Steuerung der Therme ankommen. Theoretisch spräche nichts dagegen, den Schaltaktor in die Kammer mit der Therme einzubauen.
Flur
Im Flur hängt die CCU2, die in das Heimnetz via LAN-Kabel angebunden ist. An der Eingangstür ist der Tastschalter angebracht, mit dem man beim Verlassen der Wohnung alles auf „ECO-Mode“ stellen kann bzw. zurück auf „AUTO“, wenn man wieder zurück ist.
Wie weiter?
Über die Konfiguration/Programmierung der Steuerung werde ich in den folgenden Artikeln etwas schreiben, sowie über spätere Ausbaustufen und was sie gebracht haben.
Um hier schon mal etwas Neugierig zu machen: Die Heizungsteuerung wurde weiter ausgebaut und es kam Licht und Stromsteuerung dazu. Im Gegensatz zu einfacheren Lösungen lässt sich hiermit alles kombinieren. So kann man z.B. ein „Wohnzimmer aktiv“-Programm starten, dass die Temperatur im Wohnzimmer anhebt, die Medienecke (TV, Musik, etc.) aktiviert und in Abhängigkeit von Tag/Nacht (genauer: Sonnenuntergang) auch das Licht an- oder ausschaltet. Der ECO-Taster im Flur kann auch in den Kinderzimmern die Lichter und im Wohnzimmer die Medienecke ausschalten usw.
Braucht man das?
Nein. Nicht wirklich. Aber es geht und es bietet tatsächlich einen Komfort, den die Familie mittlerweile schätzt. Neue Anforderungen und Anwendungszwecke lassen sich schnell und leicht umsetzen.
Im Auge behalten sollte man dabei allerdings auf jeden Fall auch die Risiken, die von einer solchen Vernetzung ausgehen. So läuft mein HomeMatic System weitgehend autark und ohne Internetverbindung.
Ich habe mittlerweile die CCU2 eingemottet und habe einen Raspi mit passendem Funkmodul an deren Stelle gesetzt, gesteuert wird alles per FHEM. Der Nachteil der Lösung liegt definitiv in ihrer Komplexität bei der Programmierung. Hat man sich allerdings damit angefreundet, dann belohnt einen das System mit grenzenloser Flexibilität. Ich kann automatisiert an Feiertagen und in den Schulferien andere Heizprogramme aktivieren, ich kann in gewissem Rahmen auf Anwesenheit reagieren und es ist – einmal eingerichtet – einfach, einzelne Bereiche ins Urlaubsprogramm zu versetzen.
Die Voraussetzung ist eine etwas andere, ich habe keine Gastherme zu steuern. Die Einsparung oder schwer messbar, da sie immer auch vom Wetter im Winter abhängt, der Gewinn an Komfort ist gewaltig.
Ich habe übrigens auch Fensterkontakte im Einsatz, die die Heizung netto geöffnetem Fenster abschalten und bei zu lange geöffneten Fenstern Alarm geben.
Der Artikel beschreibt ja noch nicht den Endausbau meiner Installation. Wir wollen ja die Spannung auch noch aufrecht erhalten. Ich will ja darauf hinaus, auch ein bisschen die Motivationen bzw. Anwendungsszenarien herauszustellen.
Heute wird schon wieder erweitert :-)