Auf der Konferenz MiPo’11 erwähnte Prof. Dr. Karsten Wendland in seiner Eröffnungsansprache das Welzersche Theorem: „Das Gute schrumpft umgekehrt proportional zur Ausdehnung der Arbeitszeit.“ Diese These war provokativ genug, um mich dazu zu veranlassen den kompletten Artikel zu suchen und zu lesen.
Etwas begann sich in mir zu sträuben. Das, was da geschrieben stand konnte alles von vorn bis hinten nicht stimmen. Ein Teil meines Geistes begann die Fehler zu suchen. Ein anderer Teil sprach aber zunächst leise und dann immer eindringlicher – aber ganz ruhig: „Du, das bist Du! Du möchtest, dass das alles nicht stimmt, weil Dir hier ein Spiegel vorgehalten wird.“ Natürlich überzeichnet Harald Welzer hier, beleuchtet keine Graustufen. Aber: In der Übertreibung liegt die Anschauung.
Tatsächlich bringt mich der Artikel zum Grübeln. Er bringt mich dazu, darüber nachzudenken, gemäß welcher Prioritätenliste man Effizienz fördern sollte. Versuche ich mich an der Optimierung der Prozesse, die potentiell am meisten Einsparungspotential haben oder versuche ich mich zunächst an den Prozessen, die am meisten Motivation bringen und versuche damit zunächst etwas zur guten Stimmung beizutragen? Muss man die freigewordene Zeit zum Arbeiten nutzen oder lockert man nur den Arbeitstag etwas, um Überstunden abzubauen und Gelegenheit für den freien Gedankenaustausch zuzulassen. Ich rede hier vom gemeinsamen Kaffeetrinken oder der Gelegenheit etwas auszuprobieren, obwohl man nicht genau weiss, ob es zielführend ist. Ich rede davon, Optimierungspotential dazu zu nutzen, sich selbst und anderen Ruhe zu verschaffen, was mich übrigens auf einen anderen Artikel aus der gleichen Quelle bringt.
Kein Vormarsch ist so schwer, wie der zurück zur Vernunft. (Bertolt Brecht) Aber: Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. (Chinesische Weisheit)