Damals – das war bevor uns die Bahn die Glaswurst uns Nichts gestellt hat – war Berlin Zoologischer Garten das Zentrum des Berliner Westens. Nach der Maueröffnung sind wir Berliner mit zwei Zentren (Alex und Zoo) eigentlich ganz gut zurecht gekommen. Heute ist der Alex eine Riesenbaustelle, von der aus man sehen kann, wie der Palast der Republik abgerissen wird. Zoo ist nur noch Regionalbahnhof und gegen alle Prognosen merkt man das sofort.
Ich weiss nicht, ob es diese Straßenfeste schon immer am Zoo gegeben hat. Aufgefallen sind sie mir erst jetzt in dieser Form. Denn eigentlich war Zoo immer etwas los. Zoo ist auch heute nicht ausgestorben. Aber nichts läuft mehr so richtig.
Beispiel: Unsere Stamm-Sushibar. Zur All-you-can-eat-Zeit haben sich dort eigentlich immer ein paar Touris hin verirrt, die zumindest für einen Grundumsatz gesorgt haben. Wenn wir heute vorbeischauen – man begrüßt ja irgendwann auch die vertrauten Köche und Bedienungen – dann sitzen wir da fast nur noch alleine.
Wen verwundert da schon diese hochgeradig passende Kinderatraktion: Die versinkende Titanic
Als Freund von echt schwarzem Humor a la Monthy Python und Co bin ich zwar einiges gewohnt. Aber die Kinder das gerade versinkende Schiff herunterrutschen zu lassen, hat mich schon schwer schlucken lassen.
Also schaut noch mal vorbei und erzählt den anderen, wie es am Zoo gewesen ist und lasst Euch erzählen, wie es war, als man Zoo als reisender ankam und in ein großes Getümmel eindrang, überwältigt von den Menschen, Geschäften und vom Gestank Berlins. Und wenn ihr da seid, besucht doch mal unsere Stamm-Sushibar, die es verdient hat, zu überleben, so wie vermutlich viele andere Restaurants und Geschäfts auch. Da, wo mal das Zentrum meiner Stadt war. Dort, am Zoo.
Der Westteil Berlins fällt der Ostifizierung zum Opfer. Seit Jahren schon.
Und ganz nebenbei hat sich die Deutsche Bahn ganz besonders hervortun wollen bei der möglichst unsensiblen Behandlung vorhandener Strukturen und der Geschichte der Stadt. Das Zusammenwachsen kann nicht erzwungen werden, weder von der Politik noch von der Bahn, es ist ein langer und sicher oft auch schmerzvoller Prozeß. Und so haben wir jetzt den tollsten Hauptbahnhof Europas. Er steht mitten in der Stadt, aber doch weit vor ihren Toren, geschaffen Politiker zu beeindrucken, die ihrerseits niemals mit der Bahn fahren würden. Das einzig wahre Berliner Element dieses Bahnhofs ist seine unverhohlene Gigantomanie, der jede Abschätzung von Folgen geopfert wurde.
Es lebe Berlin (West).
Das ist ja witzig! Ich war auch kürzlich bei dem Straßenfest (“Global City” heißt das übrigens, das gibt es dort schon einige Jahre) am Zoo / Ku’damm und habe dort auch ein paar Bilder geschossen. Und die wollte ich ja auch noch unter dem Titel “Was macht eigentlich der Bahnhof Zoo” veröffentlichen. Da kamst Du mir ja hier mit der gleichen Idee zuvor! ;-)
Mir ist auch aufgefallen, dass es da nun (trotz “Brimborium” vom Straßenfest) irgendwie total anders ist als früher. Leerer. Man spürt dort, dass die Hochzeit des Ku’damms (vor allem auf Höhe Gedächtniskirche / Europacenter / Wittenbergplatz) vorbei ist.
Der Bahnhof Zoo ist ausrangiert irgendwie. Ganz seltsame Atmosphäre dort.
Architektonisch waren Zoo und Ku’damm meiner Meinung nach aber schon immer hässlich und unattraktiv. Und immer wenn ich da bin, fühle ich mich irgendwie in die Vergangenheit versetzt…
Fotografisch ist der Ku’damm für mich persönlich aber jetzt durch die neue Trostlosigkeit interessanter geworden. ;-)
@nickelartist: Nimm den Ball doch einfach auf und schreibe die Geschichte weiter. Dafür sind Blogs doch da. Ich habe vorgestern schon wieder eine neue Serie geknipst, die vielleicht sogar gut an Deine ran passen würde ;-)