Auf die Schnelle finde ich in meinen Aufzeichnungen nicht, wann ich eigentlich wieder mit dem Laufen begonnen hatte. Die Daten bei Garmin gehen bis 2010 zurück. Blogeinträge finde ich auch aus 2009. Aus der Zeit vor dem Studium etc. gibt es praktisch keine Aufzeichnungen. Vermutlich ist das gut so, denn die Bestzeiten aus der Zeit, in der ich 20 war, werde ich sicherlich nie wieder erreichen. Auf der anderen Seite ist das auch überhaupt nicht wichtig.
Meine Garmin App gibt mir Statistiken, wie diese hier an die Hand. Ich renne längere Strecken, als 65% der Männer in meinem Alter (die auch ihre Daten an Garmin verschenken). Das ist doch “nett”.
Die gleiche App erzählt mir auch, dass ich nicht besonders schnell laufe:
Bei nüchterner Betrachtung ist das nicht sonderlich erstaunlich. Bei längeren Strecken geht man natürlicherweise etwas mit dem Tempo runter. Einen Schnitt von 5:30/km kann ich vielleicht 5km lang durchhalten. Meinen 6er Schnitt trainiere ich gerade für den Halbmarathon.
Unreflektiert könnte ich mich entweder von der Statistik jetzt demotiviert fühlen oder anfangen, “falsch” für mein Ziel zu trainieren. Auf der anderen Seite wäre eine Statistik wenn überhaupt nur dann sinnvoll, wenn ich mich mit Personen in meiner Altersklasse und etwa gleichen Strecken vergleichen könnte. Andersrum bringt es den Läufern, die gerade auf einen „coolen“ 5 oder 10km Lauf trainieren wenig zu erfahren, dass ich viel längere Strecken laufe.
Worauf möchte ich hinaus?
Letztes Jahr las ich bei ScieLogs den Artikel Wie Selbstoptimierung die Motivation zerstört – und wie man sie zurückgewinnt, der berechtigten Zweifel an ein paar Grundannahmen der Selbstvermessung sät, aber leider (noch) keine fundierten Zahlen dagegensetzen kann.
Jüngst las ich ferner, was mir aus eigener Erfahrung sofort einleuchtend erschien (Link gerade verlegt): Wenn wir für uns selbst in der Zukunft Ziele setzen, abstrahieren wir davon, dass es sich um uns handelt. Anders ausgedrückt: Wir tun so, als wenn wir einen Plan für einen fremden machen. Jemand der nicht unsere Randbedingungen zu berücksichtigen hat (Job, Kinder, Gesundheit, ein Leben).
Noch nicht gelesen habe ich das hier von Michael Blume angepriesene Buch: Lockerlassen. Doch der Teaser spricht mir aus der Seele.
Mein Aufruf
Lasst Euch eure Motivation nicht zerstören – insbesondere, wenn es um die Gestaltung eurer Freizeit geht.
Ich finde Laufen toll. Ich liebe das Gefühl der Lebendigkeit und der Intensität der Wahrnehmungen. Gerüche, die ich sonst nie wahrnehmen würde, der Wind, wie viel es kühler wird, wenn die Sonne hinter den Wolken verschwindet oder ich unter dem Schatten eines Baumes entlang laufe. Ich liebe die Zeit mit mir selbst. Die Klarheit der Gedanken, wenn die Aufmerksamkeit von nichts angezogen wird. Und ich bin jedes Mal wieder stolz auf mich, draußen zu sein und es einfach zu tun und begeistert, mit welcher Präzision mein Körper funktioniert. Und am Ende ist für einen Moment keine Anspannung mehr da. Mit dem Duschen verschwindet die letzte Spur Ärger, Aggression, Angst, … Und auf Dauer dankt es der Körper bei anderen Aktivitäten… Wenn man es richtig macht, nicht übertreibt und sich selbst unerreichbare Ziele setzt.
Nutzt die Tracker und Selbstoptimierungstools nur an den Stellen, wo sie euch wirklich motivieren! Jedes Tool, dass mich nervt oder ärgert fliegt raus aus wir zwei gönnen uns erst einmal eine „Auszeit“. Wenn ich Bock habe, setze ich auch einfach mal Bestzeiten etc. auf Null zurück und schwups ist die nächste Zeit die Bestzeit. Ist das nicht in die Tasche gelogen? Nein. Nicht, wenn es dem eigentlich Ziel dient.
In diesem Sinne: Frohe Ostern! Und haut rein! Habt Spaß! Tut euch was Gutes!